Inmitten einer Insel voller Blumen steht ein Schloss… so könnte ein Märchen beginnen.
Tatsächlich wird der Besucher überwältigt sein von der Blumenpracht, die ihn auf der Blumeninsel Mainau erwartet. Nur 45 Hektar groß ist dieses Fleckchen Erde im Bodensee, das eine so reiche Fülle an Blumen aufweist, dass es weithin bekannt ist. Uralte Bäume gibt es in diesem besonderen Schlossgarten zu bewundern. Als 1862 der Großherzog eine Tochter bekam, pflanzte er eine Linde. Noch heute steht die Victoria-Linde als Denkmal inmitten der floralen Pracht. Auch Besonderheiten wie einen Schnurbaum, der aussieht als wäre er in sich verknotet, kann man hier bestaunen. Das größte Schmetterlingshaus Deutschlands befindet sich hier ebenso wie ein Palmenhaus.
Die Besiedelung der Insel Mainau
Als die Deutschordensritter sich auf der Insel niederließen, bauten sie hier ein Schloss.
Doch die Wurzeln der Besiedelung der Insel gehen weit in die Römerzeit zurück. Sie nutzten die Insel für ein Kastell sowie eine Schiffswerft. Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert war das Benediktinerkloster, das auf der Bodenseeinsel Reichenau beheimatet ist, der Eigentümer der Insel Mainau. Zur karolingischen Zeit war Reichenau eines der bedeutendsten Klöster. In dieser Zeit wurde erstmals eine Burg auf der Insel Mainau erwähnt. Doch als das Kloster 1757 aufgelassen wurde und die Mönche von der Insel abwanderten, übernahmen die Deutschordensritter die Insel Mainau. Übrigens kamen nach einem Vierteljahrhundert die Benediktiner im Jahr 2001 wieder auf die Insel Reichenau zurück.
Das Schloss der Deutschordensritter
Auf der Insel Mainau entstand unterdessen unter der Obhut der Deutschordensritter ein Schloss sowie eine Ordenskirche. Johann Caspar Bagnatus lieferte die Entwürfe für das Schloss und beaufsichtigte den Bau. Das Gebäude öffnet sich in Richtung Festland und dreht dem See die Breitseite zu. Am Westgiebel prangen die kunstvollen Wappen des Hochmeisters Clemens August von Bayern und der beiden Komture des Landes und der Insel. Zum See gewendet zeigt der Ostgiebel das Wappen des Deutschen Ordens.
In der damaligen Zeit wurde der sogenannte Weiße Saal gestaltet und ausgeschmückt. Prunkvoll heben sich die Goldverzierungen von den weißen Wänden ab. Besucher bekommen diesen Raum aber nur zu besonderen Gelegenheiten, bei Veranstaltungen oder Konzerten, zu sehen. Im Wappensaal finden verschiedene Ausstellungen einen würdigen Rahmen. Auch hier sind Besucher im Rahmen dieser Veranstaltungen willkommen.
St. Marien-Kirche
Stilistisch untrennbar mit dem Schloss verbunden ist die Ordenskirche. Wieder war es Johann Caspar Bagnatus, der sie entwarf und den Bau überwachte. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Glocke der St. Marien-Kirche gegossen. Sie ist eine der wenigen Kirchenglocken rund um den Bodensee, die noch aus dieser Zeit erhalten sind. 1737/38 war die Kirche so weit fertiggestellt, dass Franz Joseph Spiegler mit den Fresken beginnen konnte. Sie widmen sich thematisch dem Leben Mariens und lenken den Blick zum Himmel. Die Kirche ist reich mit Stuck ausgestattet und beherbergt Statuen von Joseph Anton Feuchtmeyer, der in der Region einer der bedeutendsten Bildhauer des Barock war. Er zeichnete nicht nur für einzelne Figuren verantwortlich, sondern schuf auch den Hochaltar, die Kanzel und die Seitenaltäre. Die mechanische Orgel mit Schleifladen stammt aus dem Jahr 1860 von einem unbekannten Erbauer. Sie verfügt über ein Manual plus Pedal.
Der „Vater“ der Blumeninsel
1806 war die Blütezeit des Deutschordens allerdings vorbei, denn unter Napoleon begann eine Loslösung und Abwendung der Bevölkerung von der Kirche und ihren Geboten. Der Kirchenbesitz wurde enteignet und kleineren Fürsten zugespielt. So hatte auch die Insel Mainau in der Folge wechselnde weltliche Herren. 1853 wurde Schloss Mainau die Sommerresidenz von Großherzog Friedrich I. Er war es, der sich dafür einsetzte, dass die Insel ein Paradies für einheimische und fremdländische Pflanzen wurde. Ab 1907 wurden nach dem Tod Friedrichs I. die kunstvollen Anlagen nicht mehr gepflegt – verloren gegangen sind die Visionen des Großherzogs und die Anlagen seiner, Gärtner Chr. Schlichter und Ludwig Eberling nicht: Gustaf Lennart Nikolaus Paul Bernadotte erbte 1928 die Insel Mainau, die somit an das schwedische Königshaus überging. Er zog sich vier Jahre später auf die Insel zurück und ließ das ehemalige Blumen- und Pflanzenparadies wieder auferstehen.
Blumeninsel Mainau als Reiseziel
Seit dem Wirken von Gustaf Lennart Nikolaus Paul Bernadotte ist die Insel öffentlich zugänglich. Ob mit dem Auto, per Rad, Motorrad, zu Fuß oder mit einem der Bodensee-Schiffe: Die Insel ist für alle gut erreichbar. Beachten muss man die Eintrittspreise sowie die Parktickets, die während der Blumensaison höherpreisig sind als im Winter. Ein besonderer Service steht Radfahrern und Motorradfahrern zur Verfügung, die auf der Insel einen Spind mieten können und Umkleidekabinen vorfinden. Die ganze Familie findet auf dieser Insel interessante und tolle Freizeitbeschäftigungen: Verschiedene Kinderwelten laden zum Spielen ein, spielerisch wird der Blick im Insektengarten auf deren wertvolle Dienste gelenkt, Orchideen und Schmetterlingshaus laden zum Entdecken ein und auch die Kulinarik kommt nicht zu kurz.
Seit 1974 ist Schloss Mainau Sitz der Lennart-Bernadotte-Stiftung, die unter dem Motto „Gärtnern um des Menschen und um der Natur willen“ ihre Besucher in diesem wunderschönen, geschichtsträchtigen Blütenparadies willkommen heißt.